Achtsamkeit
„Die größte Entdeckung meiner Generation ist, dass Menschen ihr Leben verändern können, indem sie ihre geistigen Einstellungen verändern.“
Im Zentrum der Arbeit mit Genesung steht die Entwicklung von Selbstgewahrsein.
Körpergewahrsein bringt uns mit unserer inneren Welt in Kontakt. Wenn wir unserer Verärgerung, unserer Nervosität oder unserer Angst Beachtung schenken, hilft uns das sofort, unsere Perspektive zu verändern, und eröffnet uns neue Möglichkeiten, die an die Stelle unserer automatischen Reaktionen treten können.
Zudem bringt uns Achtsamkeit mit der Flüchtigkeit unserer Gefühle, Empfindungen und Wahrnehmungen in Kontakt. Wenn wir die Aufmerksamkeit auf die Körperempfindungen richten, können wir Ebbe und Flut unserer Emotionen erkennen. Dadurch wird unser Einfluss auf sie größer.
Gerade für Menschen mit überwältigenden Erfahrungen kann dies eine Bewegung in Richtung Freiheit bedeuten, da sie oft mit Empfindungen, die ihnen unerträglich erscheinen, leben müssen.
Wenn wir uns verändern wollen, müssen wir wieder lernen, uns unserem inneren Erleben zu öffnen.
Der erste Schritt auf diesem Weg besteht darin, dem eigenen Geist zu gestatten, auf körperliche Empfindungen zu fokussieren und sich deren Flüchtigkeit zu vergegenwärtigen, da sie schon auf leichte Veränderung wie die der Körperhaltung, der Atmung und des Denkens reagieren.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Achtsamkeit sich auf zahlreiche psychische, psychosomatische und stressbedingte Symptome positiv auswirkt, unter anderem auf Depression und chronische Schmerzen.
Sie wirkt sehr stark auf die körperliche Gesundheit, unter anderem indem sie die Immunreaktion verbessert und sowohl den Blutdruck als auch den Cortisolspiegel senkt. Außerdem wurde nachgewiesen, dass Achtsamkeitsübungen die für die Emotionsregulation wichtigen Gehirnareale aktiviert. Zudem werden durch Körpergewahrsein auch die für die Angst zuständigen Gehirnregionen positiv verändert.
Die allgemeinen anerkannten westlichen psychiatrischen und psychotherapeutischen Heilungsmethoden kümmern sich bisher nur wenig um Selbstmanagement, das durch Achtsamkeitspraxis gefördert wird.
Die Heiltraditionen anderer Kulturen dagegen stellen Achtsamkeit, Bewegung, Körper, Rhythmik und Aktivität in den Vordergrund ihrer Bemühungen, um Zentriertsein in der Gegenwart und absichtsvolle Bewegung zu fördern. Diese Fähigkeiten sind von großer Bedeutung bei der Genesung von Trauma und anderen psychischen Erkrankungen.
Durch den Fokus auf (Selbst)Mitgefühl können wir beim Praktizieren von Achtsamkeit einen besseren Zugang zu unserer Herzensgüte erlangen, was sich wiederum positiv auf unseren Heilungsprozess auswirkt.
Eine uralte Weisheit des Ostens besagt, dass Herzensgüte etwas ist, das jeder Mensch braucht und auch verdient hat – und das schließt das Mitgefühl und die Liebe ein, die wir uns selbst entgegenbringen können. Ohne sie geben wir uns die Schuld an unseren Problemen, unserer Unfähigkeit, sie alleine zu lösen, und unserem Schmerz, wenn leidvolle Ereignisse eintreten, so dass wir am Ende noch mehr leiden.
Mitgefühl und Herzensgüte sind Fähigkeiten – keine Begabungen, mit denen man geboren wird oder auch nicht. Ausnahmslos jeder von uns kann diese Qualitäten entwickeln.
In der buddhistischen Psychologie betrachtet man Qualitäten wie Herzensgüte als Mittel gegen alle Formen der Angst.
Wenn wir Angst haben, leiden wir. Herzensgüte und Mitgefühl bejahen, im Gegensatz zu Angst, die heilsame Kraft der Verbundenheit, das befreiende Gefühl, Wahlmöglichkeiten zu haben und die Macht der Liebe als Katalysator für das Lernen.
- Neuroaffektive Meditation, Marianne Bentzen
- Gesund durch Meditation, Jon Kabat-Zinn
- Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl, Christopher Germer
- Selbstmitgefühl Schritt für Schritt, Kristin Neff
- Selbstmitgefühl entwickeln, Christine Brähler
- Neue Wege aus der Einsamkeit, Christine Brähler
- Achtsamkeit und Schmerz, Claus Derra/Corinna Schilling
- Der achtsame Weg durch die Depression, Williams/Teasdale/Segal/Kabat-Zinn